In der Wirtschaft kann es in vielen Bereichen zu Interessensgegensätzen kommen. Sowohl innerbetrieblich, als auch außerbetrieblich können Probleme und Konflikte aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen. Eine wirtschaftliche Auseinandersetzung kann zum Beispiel zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, Unternehmen, zwischen Kunden und Unternehmen und Geschäftspartnern entstehen.
Je nach Größe und Art des Konfliktes können enorme Kosten entstehen. Gerade wenn ein wirtschaftlicher Konflikt gerichtlich geregelt wird, steigen die Kosten oft so extrem, dass sie von den Parteien nicht mehr getragen werden können. Um zu einer außergerichtlichen Einigung zu gelangen und damit eine Kostenexplosion zu vermeiden, greifen viele Unternehmen auf die Wirtschaftsmediation zurück.
Was ist eine Wirtschaftsmediation?
Die Wirtschaftsmediation stellt ein freiwilliges und strukturiertes Verfahren dar, das zur konstruktiven Lösung eines Konfliktes führen soll, der wirtschaftlich motiviert ist. Da sich die Konfliktparteien freiwillig an der Wirtschaftsmediation beteiligen, ist diese Art der Konfliktlösung besonders effektiv. Die Wirtschaftsmediation ist ein außergerichtliches Verfahren und keine Schlichtungsstelle, keine Institution und auch kein Schiedsgericht.
Während einer Wirtschaftsmediation bemühen sich die Konfliktparteien gemeinsam zu einer Lösung des Konfliktes zu gelangen, die von allen Beteiligten akzeptiert werden kann. Die Konfliktparteien, die auch Medianten genannt werden, sollen daher eigenverantwortlich zu einer Lösung kommen.
Der Wirtschaftsmediator
Dabei werden sie von einem Wirtschaftsmediator unterstützt. Ein Wirtschaftsmediator ist eine allparteiliche, dritte Person in einer Wirtschaftsmediation. Der Wirtschaftsmediator ist für das Verfahren der Wirtschaftsmediation verantwortlich, greift allerdings niemals in den eigentlichen Entscheidungsprozess ein. Außerdem trifft er auch keine Entscheidungen, die die Auseinandersetzung betreffen.
Ablauf einer Wirtschaftsmediation
Genau wie bei anderen Mediationsformen besteht auch die Wirtschaftsmediation meistens aus fünf Phasen, die zur Konfliktlösung führen sollen.
1. Phase – Information
In dieser Phase werden Konfliktparteien über die Aufgaben des Wirtschaftsmediators aufgeklärt und das Verfahren allgemein wird erläutert. Eine Mediationsvereinbarung wird abgeschlossen und die Parteien stimmen mit dem Wirtschaftsmediator gemeinsam die weitere Vorgehensweise ab.
2. Phase – Standpunkte erläutern und Strukturierung des Konfliktthemas
Hier erläutern die Konfliktparteien ihre Probleme und die Konfliktgründe. Sobald geklärt ist warum der Konflikt zustande kam und welche Interessen die Parteien haben, können die Konfliktbereiche gesammelt und strukturiert werden.
3. Phase – Die Problembearbeitung
Nun beginnt die eigentliche Problembearbeitung. Die Reihenfolge der Themenbearbeitung wird festgelegt. Dann erläutern die Medianten ausführlich ihre Sichtweise zu den verschiedenen Themen der Auseinandersetzung. Alle vorhandenen Daten und Fakten werden ausgetauscht und jeder hat die Möglichkeit seinen Standpunkt klar zu machen. Wenn alle Informationen und Meinungen der Medianten vorliegen, wird tiefgründig auf die individuellen Wünsche und Interessen eingegangen.
Während dieser Phase werden die Interessen der Parteien im Konflikt aufgehellt und verdeutlicht. Das eigentliche Problem zwischen den Beteiligten wird klarer. Mit einer Offenlegung der Lösungsvorschläge aller Medianten werden die angestrebten Ziele deutlich.
4. Phase – Die Verhandlung
Lösungsvorschläge zu einzelnen Konfliktthemen werden mit einem Brainstorming dokumentiert und anschließend von den Parteien bewertet. Nun folgt die Verhandlung. Beim Verhandeln versucht der Mediator durch Hinterfragen zu verhindern, dass Lösungen vorschnell beschlossen werden und die Medianten nach der Wirtschaftsmediation unzufrieden sind. Die Realisierbarkeit der Lösungsvorschläge wird zudem geprüft.
5. Phase – Der Abschluss
Sobald eine Konfliktlösung verhandelt wurde, werden die Mediationsergebnisse schriftlich dokumentiert und Umsetzungsfristen vereinbart. Auch weitere Vorgehensweisen und Verhaltensregeln bei erneuten Konfliktsituationen werden festgelegt.
Die Bedingungen
Eine Wirtschaftsmediation findet nur statt, wenn folgende Bedingungen gegeben sind:
- Freiwillige Teilnahme und Verhandlungsbereitschaft aller Beteiligten
- Der Wirtschaftsmediator ist allparteiisch
- außerhalb der Wirtschaftsmediation muss der Mediator zu den Inhalten schweigen
Das Ziel
Ziel einer Wirtschaftsmediation ist die Konfliktlösung durch den kommunikativen Austausch zwischen Medianten mit Hilfe eines Mediators. Eine verbindliche zukunftsorientierte Vereinbarung soll getroffen und eingehalten werden.
Vorteile einer Wirtschaftsmediation
Heute werden wirtschaftliche Konflikte immer öfter durch Wirtschaftsmediationen gelöst. Innovative Unternehmen schätzen die Vorteile dieser Art der Konfliktlösung und profitieren langfristig von den Ergebnissen. Egal ob Probleme innerhalb oder außerhalb von Unternehmen auftreten, die Wirtschaftsmediation kann sich in vielen Situationen positiv auswirken.
Oft kommen aber immer noch Fragen zur Wirtschaftsmediation und ihren eigentlichen Vorteilen gegenüber anderen Verfahren zur Konfliktlösung auf. Um die einzelnen Vorteile näher zu erläutern, haben wir nachfolgend einige Informationen dazu gesammelt.
Die Freiwilligkeit
Ein großer Vorteil der Wirtschaftsmediation ist die Freiwilligkeit. Alle Konfliktparteien, auch Medianten genannt, versuchen freiwillig zu einer Lösung zu gelangen. Die Medianten verhandeln über diverse Lösungsvorschläge und gelangen durch die strukturierte Mediation zu einem Ergebnis, das für alle Beteiligten akzeptabel ist.
Weil das Ergebnis quasi in den Händen der Konfliktparteien selbst liegt, ist dieses außergerichtliche Verfahren auch sehr effektiv und erfolgreich. Anders als bei Gerichtsverfahren oder Schlichtungen sind die Parteien selbst verantwortlich. Eine Einigung liegt im Sinne von allen Beteiligten und wird daher durch die freiwillige Teilnahme an der Mediation gefördert.
Die Kommunikation
Ein weiterer großer Vorteil der Wirtschaftsmediation ist die Kooperation und Kommunikation zwischen den Konfliktparteien. Viele Konflikte zwischen verschiedenen Parteien sind sehr verfahren und sorgen für große Spannungen. Bei gerichtlichen Verfahren kommt es meistens nicht zur Kommunikation zwischen den Parteien, sondern ein Richter entscheidet über richtig und falsch.
In vielen Fällen sorgt das für Unzufriedenheit und Unverständnis. Nicht selten kommt es schon nach kurzer Zeit zum nächsten Konflikt. Bei einer Wirtschaftsmediation dagegen kommunizieren die Parteien freiwillig miteinander. Während einer Mediation werden Standpunkte, Emotionen und alle Probleme des Konfliktes offen gelegt und diskutiert. Durch die offene Kommunikation wird der Konflikt transparent und eine Lösung kann einfacher gefunden und verhandelt werden. Der Konflikt wird damit tatsächlich und nicht nur oberflächlich gelöst.
Die Kosten- und Zeitersparnis
Bei Auseinandersetzungen im wirtschaftlichen Bereich können sehr hohe Kosten entstehen. Gerade bei Gerichtsverfahren steigen die Kosten oft ins Unermessliche. Für viele Unternehmen sind solche Kosten kaum tragbar. Die Wirtschaftsmediation ist im Gegensatz dazu ein relativ günstiges Verfahren. Außerdem wird mit Wirtschaftsmediationen normalerweise viel Zeit gespart. Da es sich um ein unbürokratisches Verfahren handelt, fallen unnötige und lange Wartezeiten weg.
Der Mediator
Der Mediator in einer Wirtschaftsmediation hat eine wichtige Aufgabe. In der vierten Phase sorgt er dafür, dass Lösungen nicht vorschnell beschlossen werden. Er hinterfragt die Lösungsvorschläge, um herauszufinden ob diese den Zielen der Medianten gerecht werden können. Damit wird verhindert, dass die Medianten nach der Wirtschaftsmediation unzufrieden mit dem Ergebnis sind und der Konflikt erneut ausbricht
Ausschließung der Öffentlichkeit
Ein Gerichtsverfahren kann je nach dem großes Aufsehen in den Medien auslösen. Für Unternehmen kann das viele Probleme verursachen. Mit einer Wirtschaftsmediation wird die Öffentlichkeit ausgeschlossen und der Konflikt unauffällig und selbstständig gelöst.
Die zukunftsorientierte und verbindliche Vereinbarung
Ein weiterer Vorteil ist die zukunftsorientierte und verbindliche Vereinbarung, die am Ende einer Wirtschaftsmediation getroffen wird. Die Vereinbarung wird verbunden mit einer Umsetzungsfrist und führt damit zu einem zukunftsorientierten Ergebnis, das für alle Beteiligten akzeptabel ist. Außerdem werden weitere Vorgehensweisen gemeinsam besprochen und Verhaltensregeln festgelegt. Dies ist der Grundstein für eine reibungslose Beziehung zwischen den Parteien.